Modetrends gibts es viele - sie kommen und gehen. Viele veraltete Trends - werden nach Jahren wieder aus der Kiste herausgeholt und zu DEM neuen Trend und zum Must-Have auserkoren. Doch sollte man wirklich auch jeden Blödsinn in der Mode mitmachen? Aktuell sind helle oder weiße Sportschuhe - zumeist mit gewebten Muster - für den "Casual -Freizeit Look" ein Muss, speziell für den angesagten Trendsetter. Man muss es einfach tragen, um on vogue zu sein. Die "weißen Sportschuhe" in projektorientierten Unternehmen heißen gerade "agil". Agilität ist angesagt. Überall hört man, was nicht andere Unternehmen alles agil machen. Kein Wunder - ist ja auch zu verlockend, was da (von so manchen Beratungsunternehmen) versprochen wird: Alles wird um vieles schneller, weniger Bürokratie, weniger Papierkram, keine störenden Prozesse und man kann so viel in der Projektrealisierung an Zeit einsparen - wobei man ändern kann was und wie man will. Nein, man soll sogar ändern und den Kunden in der Realisierung einbinden, dass er sich wünschen und ändern kann was er will - zu jedem Zeitpunkt. Wir sind ja so agil und flexibel und können auf alle Wünsche zu jederzeit eingehen - ist ja kein Problem. Überspitzt trichten uns Alle ein: "Nimm eine Prise Agilität2236 und alles in deinen Projekten wird gut." Die Arbeitsweise ist nun auf einm Backlog, Story und Velocity. Und wir machen kein Meeting mehr, sondern haben ein Daily. Jeder schwimmt schon auf der Welle des agilen Modetrends und versucht sich seine "weißen Sportschuhe" möglichst schnell anzuziehen, um vor den anderen Unternehmen anzugeben. Leider zeigt die Realität, dass viele der agilen Gehversuche bedingt oder nicht gut funktionieren. Man könnte sagen, dass die neuen weißen Sportschuhe quasi nicht passen. Als Grund kann man überspitzt zwei Grundrichtungen ausmachen: Die Chaoten Diese Gruppen verwechseln "agil" mit "chaotisch" und erteilen jeder Art von aufgebauter Ordnung und Struktur eine Absage. Alles wird irgendwie angefangen, aber nichts mehr wird fertig bzw. abgeschlossen. Jede noch so dumme Idee bekommt auf einmal eine Chance - schließlich sind ja altbewährte Business Pläne nur mehr old school. Am Ende steht die Erkenntnis, dass agil nicht funktioniert, weil alles im Chaos versinkt. Den Chaoten sei gesagt: Agiles Arbeiten hat Regeln. Jede Freiheit hat ebenfalls Regeln. Wenn man in einem Tierpark die einzelnen Käfige aufgibt und einen großen und offenen Tierpark baut, sind da noch immer Mauern - welche die Tiere drinnen hält. Die Mauern stehen halt woanders. Der Controlletis Sieht aus wie agil, riecht wie agil - ist aber nicht agil. Die Controlletis trauen dem neuen Allheilmittel und Frieden nicht und wollen agil die Stunden messen und kontrollieren. Standardfrage: "Wie agil waren wir heute unterwegs?" "Können sie eine Übersicht aller geplanten und detailliert beschriebenen User Stories der nächsten 6 Monate, mit geplanten Ressourcen aller Sprints, für das nächste Managementmeeting bereit stellen?" Am Ende steht die Erkenntnis, dass agil nicht funktioniert, weil sich ja gar nichts geändert hat. Den Controlletis sei gesagt: Halbherzig ist schlecht, habt vertrauen in euer Projektteam. Genaue Planung ist ein Märchen, egal ob agil oder nicht. Agiles Arbeiten für beschränkte Projekte und Projekphasen kann funktionieren. Es gilt aber die "agile Essenz" zu erkennen, und nicht einfach einen Oldtimer zu einen Sportwagen umzurüsten. Agil ist eine Reise. Wenn es nicht gleich funktioniert, ist Anpassung erwünscht und erforderlich - auch wenn agiles Arbeiten nicht gleich funktioniert. Es ist ein Teil PDCA-Prinzips und übrigens so alt wie völlig aus der Mode gekommenen Cowboy-Stiefel. Nur weil "alle" Anderen weiße Sportschuhe im Büro tragen, ist es nicht unbedingt sinnvoll, dass man mit zu kleinen weißen Schuhe Fussball spielt. Danach wird man keine modischen Trendschuhe haben - sondern mit den bewährten Fussballschuhe tribbeln. Autor: Dr. David Kronawettleitner
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